Wir leben in einer Zeit von zunehmender Prekarisierung und Verarmung. Obwohl Produktivität und Reichtum im Kapitalismus stetig steigen, wächst die Anzahl der VerliererInnen. Zwar ging Deutschland gestärkt aus den letzten Krisen hervor, jedoch zählt dies nicht für den Großteil der Bevölkerung. Immer mehr Menschen werden in Billigjobs und befristete Beschäftigungsverhältnisse gezwungen und sollen dabei auch noch steigende Mieten zahlen. Die Zukunft für uns sieht alles andere als rosig aus. Anders sieht es für die GewinnerInnen der Krise aus: dem deutschen Kapital. Es hat die Kosten der Krise auf die europäischen Nachbarstaaten abgewälzt und ist dadurch gestärkt hervorgegangen. Besonders spürbar ist dies in Griechenland, dort haben sich die Lebensverhältnisse dramatisch verschlechtert, während massenhaft Kapital nach Deutschland abgeflossen ist.
Der Kapitalismus als herrschende Wirtschaftsordnung hat die nationalen Ökonomien und Kapitalistenklassen dieser Welt eng miteinander verflochten. Sie stehen in Konkurrenz zueinander, sind gleichzeitig aber auch aufeinander angewiesen. Die sogenannte Globalisierung hat dafür gesorgt, dass quasi alles auf der Welt miteinander in Verbindung steht und Entscheidungen, die auf einer Seite der Erde gefällt werden, immer auch Auswirkungen auf der anderen Seite haben. Die imperialistischen Großmächte und Großkonzerne sind bereits in alle Winkel dieser Welt vorgedrungen, es ist für sie deswegen immer schwieriger neue Märkte zu erschließen und den Profit weiter zu steigern. Als Folge dieser verschärften Konkurrenz verdichten sich die kapitalistischen Krisen, es wird zunehmend aggressiver um Marktanteile und Einfluss gekämpft. Außerdem findet eine höhere Konzentration auf dem Weltmarkt statt, die großen Kapitalfraktionen setzten sich gegenüber den kleineren durch. Zahlreiche, meist südliche, Länder werden durch Schulden, aber auch durch Investitionen in eine ausweglose Abhängigkeit gedrängt und müssen sich dem Diktat der Imperialisten unterordnen. Der Kapitalismus lässt in seinem imperialistischen Stadium immer mehr seine demokratische Maske fallen und nimmt im Weltmaßstab immer autoritärere Formen an. Dies lässt sich u.a. in der Türkei unter Erdogan oder in den USA unter Trump beobachten. All diese Bedingungen machen die Abstimmung und gemeinsame Entscheidungen zwischen den verschiedenen kapitalistischen Nationen und Institutionen immer wichtiger und als Folge haben sie Institutionen wie die G20 gegründet.
Who the fuck is G20?
Die Gruppe der 20 (G20) ist ein seit 1999 bestehendes jährliches Zusammentreffen der Staats- und Regierungschefs der 19 stärksten „Industrie- und Schwellenländern“ sowie der Europäischen Union. Außerdem sitzen VertreterInnen der transnationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank, IWF und der EZB mit am Tisch. Ihre Aufgabe besteht darin die Position ihrer Mitglieder auf dem Weltmarkt abzusichern und die Interessen ihrer einzelnen KapitalistInnen durchzusetzen, wie den Zugang zu Rohstoffen, Handelswegen und Märkten. Im Kapitalismus setzt sich der Stärkere durch, weshalb Institutionen wie die G20 die Handschrift ihrer stärksten Mitglieder tragen. Die Mitglieder sind: Europäische Union, USA, VR China, Japan, Deutschland, Frankreich, Brasilien, Vereinigtes Königreich, Italien, Russland, Kanada, Indien, Australien, Mexiko, Südkorea, Indonesien, Türkei, Saudi-Arabien, Argentinien und Südafrika.
Diese Erde ist voll Hunger und voll Brot, voll Leben und voll Tod
Der Kampf um immer mehr Macht und Profit zwischen den G20 Staaten hat in den letzten Jahren wieder bestialische Züge angenommen. So findet u.a. in der Ukraine, Libyen und in Syrien ein Stellvertreterkrieg zwischen verschiedenen Mächten statt, der nichts außer Tod und Elend für die einheimische Bevölkerung zurücklässt. Diese Entwicklung ist nichts Neues, für Rohstoffe und Absatzmärkte halten sie ganze Kontinente in Abhängigkeit. So stehen einige Länder der G20 für ein System, welches Afrika, Asien und Südamerika seit Jahrhunderten ausplündert und in Unterentwicklung hält. Neu ist nur, dass wir dies in Kerneuropa nun erneut zu spüren bekommen. Wir hören zwar noch nicht die Bomben fallen, aber die Menschen die vor ihnen fliehen kommen vermehrt auch hier zu Lande an. Die G20 sind konkret die Hauptverantwortlichen für die Fluchtursachen Krieg und Elend. Sie haben ein Grenzregime errichtet, das tausende Menschen jedes Jahr in den Tod treibt. Falls die Flüchtlinge es dennoch nach Europa schaffen werden sie meist in Zelt- oder Containerdörfer verfrachtet und von den Rechtspopulisten als Sündenböcke für jegliche Probleme missbraucht. Europaweit nehmen Angriffe auf Flüchtlinge wieder drastisch zu. Die G20 stehen für eine Welt, wo Ängste geschürt und Menschen gegeneinander ausgespielt werden, wo Konkurrenz alles regeln soll. Für Profite verseuchen sie unsere Lebensmittel und zerstören unsere Natur und damit unsere Lebensbedingungen. Sie stehen für Hunger und Elend, obwohl wir im Stande wären diese zu stillen. Sie bringen den Tod in alle Regionen und verdienen an sämtlichen Kriegen dieser Welt mit, weil ihnen nicht das Menschenleben etwas wert ist, sondern der Profit.
Wir brauchen stattdessen ein System, dass auf ganz neue Art demokratisch ist. Es ist an der Zeit, dass wir, diejenigen die den gesellschaftlichen Reichtum und Profit erst möglich machen, auch entscheiden, was damit passiert und alle Bereiche der Gesellschaft gestalten: von der Ernährung der Menschheit über die Versorgung von Alten und Kranken bis hin zum Erhalt der Umwelt für zukünftigen Generationen.
Kämpfe verbinden – Gegenmacht aufbauen
Die Herrschaftselite wird um sich zu schützen, Hamburg in einen Belagerungszustand versetzen. Mit zehntausenden Cops, Stacheldraht, Kampfjets, Gefahrengebieten und diversen anderem Beiwerk werden sie versuchen ihren Gipfel so reibungslos wie möglich über die Bühne zu bringen. An diesen Tagen wird die Welt auf Hamburg schauen, weltweit wird von diesem Ereignis berichtet werden. Wir werden mit vielen zehntausenden Menschen unsere Unversöhnlichkeit mit diesem System eben auf diese Bühne bringen. Dabei lassen wir uns weder von Strafgesetzen noch von irgendwelchen SozialdemokratInnen vorschreiben, wie und wann wir unseren Widerstand artikulieren dürfen. Wir wählen unsere Aktionsformen selbst, denn für uns haben die verschiedensten Formen des Protestes ihre Berechtigung. Die Mobilisierung gegen den G20-Gipfel sollte nicht nur auf dieses Happening hinauslaufen, viel mehr wollen wir es nutzen, damit Organisationen bundesweit und zum Teil auch international zusammenarbeiten und sich vernetzen, um über dieses Datum hinaus die Bewegung voranzubringen. Nutzen wir also die Gelegenheit, um ins Gespräch zu kommen, Aktionen zusammen vorzubereiten und Strukturen für zukünftige gemeinsame Kämpfe aufzubauen. Dabei müssen wir das Rad nicht neu erfinden, sondern können sowohl von der Geschichte, als auch von aktuellen Kämpfen lernen. Wir sind weder isoliert noch weltfremd, wir stehen Schulter an Schulter mit allen, die sich wehren, egal ob Streik in einer Hamburger Kita oder dem bewaffneten Kampf in Rojava. Wir müssen unsere Kräfte bündeln und Kämpfe verbinden, damit wir neue Perspektive aufbauen können. Unser Kampf findet in diesem Sinne überall statt, denn jeder Lebensbereich ist durchdrungen von der kapitalistischen Produktions- und Denkweise. Überall wird deutlich, dass das System nicht den Bedürfnissen der Menschen, sondern dem Profit dient. Nur wer sich organisiert und kontinuierlich an einer Perspektive arbeitet, kann dem Kapitalismus und seinen VertreterInnen im bürgerlichen Staatsapparat entgegentreten. Dabei ist klar, dass wir kein Interesse haben den Kapitalismus am Totenbett weiter am Leben zu halten, wir wollen den Stecker ziehen.
Beteiligte Gruppen:
Antifaschistische Aktion Burg, Antifaschistische Revolutionäre Aktion Gießen, Antikapitalistische Aktion Bonn, Antikapitalistische Linke München, Arbeitskreis Internationalismus Stuttgart, Revolutionäre Aktion Stuttgart, Revolutionär organisierte Jugendaktion Nürnberg, Roter Aufbau Hamburg, Roter Aufbau Rhein / Ruhr, Siempre Antifa Frankfurt, Young Struggle