Am heutigen Montag haben Gegner*innen des G20-Gipfels bei der zuständigen Behörde das “Antikapitalistische Camp” auf der Festwiese im Stadtpark angemeldet. Die Organisator*innen rechnen mit 10.000 Teilnehmenden und wollen bewusst eine weitere Form des Protests und der Kritik am G20-Gipfel und den ihn hervorbringenden kapitalistischen Verhältnissen schaffen.
Die Vorbereitungsgruppe des Antikapitalistischen Camps hat am heutigen Montag bei der Versammlungsbehörde ein Camp für 10.000 Protestierende anlässlich des G20-Gipfels angemeldet. Vom 30. Juni bis 9. Juli soll damit ein weiterer Ort des Widerstands und Protests geschaffen werden, der den kapitalistischen Normalzustand der G20 hinterfragt. Nachdem Versuche im Vorfeld mit der Stadt ins Gespräch zu kommen, von dieser zurück gewiesen wurden, soll die Anmeldung der Versammlung nun endlich ein Camp als wichtigen Teil des Protests ermöglichen. Die Vorbereitungsgruppe ist zuversichtlich den Hamburger Senat in puncto “Ermöglichung demokratischen Protests” beim Wort nehmen zu können und erwartet eine schnelle Bestätigung.
In Ergänzung zu großen Demonstrationen, bei denen nur ausgewählte Vertreter*innen gehört werden können und eigener Inhalt nur sehr begrenzt eingebracht werden kann, sollen sich an dem Camp alle beteiligen können. Jede*r der 10.000 Protestierenden soll die Möglichkeit haben sich zu äußern und eigene Kritik an den von den G20 am Leben erhaltenen kapitalistischen Verhältnissen zu formulieren. Auch die Menschen, die sich nicht trauen, vor großen Menschengruppen zu sprechen oder Angst vor der polizeilichen Repression bei der Teilnahme an einer Demo haben, sollen auf dem Antikapitalistischen Camp einen Ort des Protests finden. Neben täglichen Plena bei denen Ideen ausgetauscht, diskutiert und abgestimmt werden sowie die Organisation des Camps besprochen wird, wird es für jede*n die Möglichkeit geben, den Protest aktiv zu gestalten. Geplant sind Kundgebungen, Diskussionen, Referate, Workshops, und eine “Meile des politischen Banners”.
Viele Menschen werden sich auf einen langen und anstrengenden Weg nach Hamburg machen, um gegen die Welt der Reichen und Mächtigen zu protestieren. Viele werden diesen Weg nicht nur für eine einzige Demonstration auf sich nehmen, sondern für mehrere Tage bleiben. Anders als für die Sicherheitskräfte und Delegationen der Gipfelteilnehmenden werden den Aktivist*innen jedoch keine überteuerten Hotels aus Steuermitteln bezahlt, sondern diese müssen für ihre Unterkunft selbst aufkommen. Somit wird die Teilnahme an den Protesten zu einem Luxus ökonomisch privilegierter Akteur*innen und Gruppen. Der Protest richtet sich daher an alle Menschen – ungeachtet ihrer finanziellen Situation. Fernab von Tauschlogik und Profitdenken soll gezeigt werden, was gemeinsam und solidarisch erreicht werden kann.
Die Festwiese im Stadtpark eignet sich hervorragend für ein großes politisches Camp und ist die einzige angemessene Fläche in Hamburg während des G20-Gipfels. Sie liegt außerhalb der geplanten Sicherheitszonen der Polizei, ist optimal an den ÖPNV angeschlossen und auch mit PKW oder Fahrrad gut zu erreichen. Da die Festwiese auch für andere Großveranstaltungen genutzt wird, sind bereits Teile der benötigten Infrastruktur vorhanden. Seit über 100 Jahren hat die Festwiese zentrale Bedeutung für die Hamburg*innen und ist damit auch der ideale Ort, um ihnen zu begegnen und sich mit ihnen über eine Welt jenseits der G20 und des Kapitalismus auszutauschen.
Das Camp will zeigen, wie das Leben von morgen aussehen kann: selbstorganisiert, selbstbestimmt, und gleichberechtigt. Trennungen durch Nationalitäten, Religionen, Bildung oder gesellschaftliche Schichten sollen aufgehoben werden und das ganze Camp ohne das in den Gesellschaften der G20 vorherrschende Kosten-Nutzen-Prinzip des Kapitalismus funktionieren. Entsprechend wird der Widerstand und Protest des Camps von allen Teilnehmenden gestaltet und gelebt. Die Vorbereitungsgruppe organisiert lediglich im Vorfeld grundsätzliche Infrastruktur, kann und will aber nicht für das Camp als solches sprechen.
Alle Menschen sind eingeladen, sich ab dem 23. Juni am selbstorganisierten Aufbau des Camps zu beteiligen, Material zu spenden und Teil des G20-Protests zu werden.
Das Camp wird der Versuch sein, zwei Wochen lang, schon im Hier und Jetzt in Freiheit und Gleichheit – und damit in eklatantem Widerspruch zu allem, wofür der G20-Gipfel steht – zu leben.
Weitere Informationen werden auf g20camp.noblogs.org veröffentlicht. Die Vorbereitungsgruppe ist über info-g20camp@riseup.net zu erreichen. Der zugehörige GPG-Schlüssel zur E-Mail-Verschlüsselung ist auf der Webseite zu finden.