Wir besuchen Bayer und andere Profiteure sowie verantwortliche Institutionen, die u.a. für die Zerstörung der bäuerlichen Landwirtschaft in Afrika verantwortlich sind. Wir werden exemplarisch über ihre Rolle informieren.
Sie sollten sich schämen!
Vom 12. bis 13. Juni lädt die Bundesregierung nach Berlin zur „G20- Afrika-Partnerschaftskonferenz“ ein. Schon einmal, 1884/85, fand in Berlin eine Afrika-Konferenz statt. Damals ging es den Großmächten vorgeblich um die Beendigung des Sklavenhandels und die „Zivilisierung“ des Kontinents. Tatsächlich war die Konferenz vor allem ein wichtiger Meilenstein bei der Durchsetzung ihrer Handelsinteressen und der endgültigen Aufteilung Afrikas in Kolonien.
Heute proklamieren alte und einige neue Mächte Partnerschaft und Nachhaltigkeit, Entwicklung und die Bekämpfung von Fluchtursachen. Tatsächlich geht es ihnen darum, die Profitinteressen großer Konzerne zu bedienen. Sie kooperieren dabei selbst mit korrupten, diktatorischen Eliten.
Den beteiligten europäischen Mächten geht es auch darum, die Grenzen der Festung Europa ins Innere Afrikas zu verlagern. Aber der deutsche Entwicklungsminister tönt in seinem Vorschlag eines ‚Marshall-Plans‘ für Afrika von einer „Neuen Partnerschaft für Entwicklung, Frieden und Zukunft“.
Wir haben diese Heucheleien satt!
Wem wird die Entwicklung nützen?
In Afrika lockt für die großen Lebensmittel-, Agrar- und Chemiekonzerne ein riesiger Wachstumsmarkt. Es sollen eine „grüne Revolution“ und der “Freihandel” angekurbelt werden. Seit mehreren Jahren fördern reiche Staaten Hand in Hand mit großen Konzernen in Public Private Partnerships (PPPs) diese Entwicklung, z.B. im Rahmen der „Grünen Innovationszentren“. Verschiedene Treffen im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft sollen afrikanische Regierungen noch mehr unter Druck setzen.
So hat Bayer Crop Science in Afrika in den letzten Jahren den Verkauf von Pestiziden bereits erheblich gesteigert. Es soll eine großflächige industrielle Landwirtschaft weiter durchgesetzt werden. O-Ton Bayer: „Mit Kleinbauern ist eine grüne Revolution nicht zu machen“. Für Mega-Projekte werden Kleinbäuerinnen und -bauern von ihrem Land vertrieben. Auf dem ganzen Kontinent finden massive Landnahmen statt.
Das bäuerliche Saatgut soll verschwinden, Hybridsaaten und gentechnisch veränderte Sorten sollen angebaut werden. In der Gentechnik ist seit Jahren insbesondere Monsanto aktiv – stark gefördert beispielsweise im Rahmen der PPP „Neue Allianz für Ernährungssicherheit“.
Und dann noch „Frei“-Handel!
Bereits seit mehr als 15 Jahren verhandelt die EU mit vielen afrikanischen Regierungen über „Economic
Partnership Agreements“ (EPAs). Auch hier ist von Partnerschaft die Rede. Im Rahmen dieser Freihandelsabkommen strebt die EU eine weitergehende Liberalisierung afrikanischer Märkte an. Durch den sukzessiven Abbau von Zöllen wird das Agrardumping aus der EU nach Afrika weiter steigen und die dortige Landwirtschaft weiter ruinieren. Schon jetzt fördert die kapitalistische Wachstumslogik den Export von landwirtschaftlichen Produkten. Durch die europäischen Agrar-Subventionen werden nach Afrika exportierte Produkte wie z.B. Getreide, Fleisch und Milch dort billiger verkauft als regionale Lebensmittel. So werden in Afrika weitere lokale Märkte zerstört, damit noch mehr Produzent*innen ihrer Lebensgrundlage beraubt und zur Migration gezwungen.
Das muss verhindert werden. Es gilt den Widerstand zu stärken. Hier wie auch in Afrika.
Dieses Agrarmodell ist ein Desaster!
Kleinbäuerliche Landwirtschaft stärken!
In Afrika produzieren die Bäuerinnen und Bauern bisher überwiegend in kleinteiliger Produktionsweise für den Eigenverbrauch und für lokale und regionale Märkte. Und das ist gut so! Spätestens mit dem 2008 von Wissenschaftler*innen, bäuerlichen Aktivist*innen und Unternehmensvertreter*innen vorgelegten Weltagrarbericht ist die Mär von der Überlegenheit der industriellen Landwirtschaft auch wissenschaftlich widerlegt. Der Bericht plädiert klar für die weltweite Förderung einer kleinbäuerlichen Landwirtschaft.
Zorn und Widerstand
In den letzten Jahren verstärkt sich der Widerstand in Afrika. Kleinbäuerliche Bewegungen kämpfen in verschiedenen Ländern sowohl gegen die EPA’s als auch gegen eine von Konzernen vorangetriebene Industrialisierung der Landwirtschaft. In Burkina Faso mit Erfolg: Dort musste Monsanto seinen großflächigen Anbau genmanipulierter Baumwolle abbrechen. Geringere Erträge und Qualität der Ernten über mehrere Jahre hat die Landbevölkerung dazu gebracht, Monsanto aus dem Land zu jagen.
- Keine Expansion der Agrar-und Ernährungsindustrie: Nirgendwo!
- Agrarökologische und bäuerliche Landwirtschaft stärken!
- Ernährungssouveränität statt Freihandel!
- Für Bewegungsfreiheit und selbstbestimmtes Leben!
Die Rallye findet im Rahmen der Berliner Aktionswoche gegen die G20-Afrika Partnerschaftskonferenz statt.
Weitere Informationen
- Blog der Aktionstage: wirsindwuetend.blogsport.eu
- Afrique Europe Interact: afrique-europe-interact.net
- La Via Campesina: viacampesina.org
- Weltagrarbericht: www.weltagrarbericht.de
Freund*innen des 17. April, Afrique Europe Interact
Kontakt: freundinnen17.april[at]gmail.com